Ich bin Archäobotanikerin

Mein Spezialgebiet sind pflanzliche Großreste.

Archäobotanikerin?

Archäologinnen und Archäologen werden vielleicht wissen, was eine Archäobotanikerin so treibt.
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Archäobotanikerin?

Warum und wie ich pflanzliche Großreste untersuche

Menschen und Pflanzen hatten schon immer eine sehr enge Verbindung, die ich ungemein spannend finde. Pflanzen versorgen uns mit Nahrung, Medizin, Kleidung, Baumaterial und vielem mehr.

Archäobotanik umfasst die Untersuchung pflanzlicher Mikroreste wie Pollen, Sporen, Phytolithe und sogenannte Non-Pollen-Palynomorphs (NPPs) und Makroreste, also pflanzliche Großreste wie Früchte, Samen, vegetative Pflanzenteile und Holz. Auf diese Großreste habe ich mich spezialisiert.

Als Archäobotanikerin versuche ich die Pflanzennutzung in prähistorischen Kontexten zu rekonstruieren.

Wie interagierten Menschen mit ihrer Umwelt? Welche Pflanzen wurden für welche Zwecke ausgewählt? Wie wurden sie gesammelt oder kultiviert, verarbeitet und wertgeschätzt?

Ein fast reiner Vorratsfund von Echter Hirse (Panicum miliaceum) von der römischen Zitadelle in Olbia Pontike, Ukraine.
Hirsevorrat in einer Amphora aus dem 3. Jh. v. Chr.
von der römischen Zitadelle in Olbia Pontike in der Ukraine
(Foto: ©L. Seuffert; Stobbe et al. 2019)

Pflanzenreste können verkohlt, unverkohlt oder mineralisiert erhalten sein. Verbrannte Speisen und Vorräte, Druschreste, Küchen- und Bauabfall gelangen in Abfallgruben oder sind Bestandteil von Kulturschichten in Siedlungen. In Gräbern finden sich bisweilen pflanzliche Beigaben. 

Nur in Ausnahmefällen liegen Pflanzenreste als geschlossene Funde vor und können vollständig geborgen werden. Meist aber sind die Reste nicht mit bloßem Auge zu erkennen.

Darum entnehme ich während der Ausgrabung Bodenproben. Die Beprobung sollte den Befund oder die Kulturschicht möglichst gut repräsentieren. Eine Einzelprobe aus einer sehr tiefen Grube mit mehreren Schichten wird kaum eine wertvolle oder vollständige Aussage in Bezug auf ihre Funktion liefern. Eine durchdachte Probenentnahmestrategie ist also wichtig für die spätere Auswertung.

Bei der Aufbereitung, Schlämmen oder Halbflotation genannt, trenne ich die pflanzlichen und mineralischen Bestandteile voneinander. Mit dem Schlämmen ist die Vorbereitung aber noch nicht abgeschlossen, da sich neben den Pflanzenresten allerhand anderes Material in den Sieben fängt.

Unter dem Mikroskop lese ich die Pflanzenreste aus und notiere auch weitere Probeninhalte wie archäologische Funde (Scherben usw.), Knochen, Zähne, Mollusken oder rezente Wurzeln.

Schlämmen, auch Halbflotation genannt, mit der Eimer-Methode.
Das Schlämmen ist die Vorbereitung für die eigentliche Untersuchung. Die Pflanzenreste werden vom mineralischen Sediment getrennt. (Foto: ©2012 N. Slobodjan)
Ausgeschlämmte Pflanzenreste in Testsieben
Was am Ende übrig bleibt.
Die ausgeschlämmten Pflanzenreste werden, wenn sie verkohlt erhalten sind, getrocknet und später unter dem Mikroskop aussortiert und bestimmt.
(Foto: ©2012 L. Rühl)

Die ausgelesenen Samen, Früchte und weiteren Pflanzenteile bestimme ich anhand ihrer morphologischen Eigenschaften. Weitere Hilfsmittel: eine Vergleichssammlung mit rezenten Belegen und einschlägige Fachliteratur.

Danach geht es an die wissenschaftliche Auswertung. Welche Funde gibt es, was bedeuten sie im Kontext, gibt es vergleichbare Fundstellen?

Insbesondere zur Bewertung der Fundumstände und Befundkontexte arbeite ich eng mit den verantwortlichen Ausgräberinnen und Ausgräbern zusammen. Außerdem beziehe ich, wenn verfügbar, pollenanalytische Ergebnisse zur lokalen und regionalen Vegetationsentwicklung sowie die Eigenschaften des umgebenden Sediments in meine Überlegungen ein.

Am Ende der Untersuchung steht die Publikation der Ergebnisse in Form eines Berichts oder einer wissenschaftlichen Publikation.

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